SOCIAL spaces DESIGN, DESIGN spaces SOCIAL
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DESIGN spaces SOCIAL
Talk und offene Diskussion
05. November 18:30 Uhr, sp ce | Muthesius
Moderation: Sven Christian Schuch, Künstlerischer Leiter sp ce | Muthesius
mit: Hannes Latour & Sebastian Enders – alien objects, Designer
Anna Ulmer – Holdon, Designerin
Felix Schmuck (Stadtplanungsamt, Leiter Stadterneuerung und Stadtgestaltung)
Unter dem Begriff des Social Design fasst man eine breite Palette von Projekten, Methoden und politischen Aktionen zur ästhetischen und ethischen Gestaltung von sozialen Dingwelten, sozialen Innovationen und urbanen Räumen.
Im Mittelpunkt stehen vor allem Projekte, die das Gemeinwohl, Partizipation, Demokratie und Nachhaltigkeit thematisch aufgreifen und zu aktiver Teilhabe anregen. Grundidee ist es, Katalysator eines positiven sozialen Wandels in einem von sozialer Ungleichheit und Hierarchie geprägten städtischen Umfelds zu sein.
Dabei sind die Grenzziehungen zwischen den Bereichen Design und Kunst oft fließend, bedingen sich gegenseitig und sind komplex in ein Gefüge aus tagesaktuellen Geschehnissen, langangelegten städtischen Planungen und sozial-gesellschaftlichen Interessen eingebettet.
Im Rahmen des Projektes going public – Von öffentlichem Interesse haben sich die Industriedesigner*innen Anna Ulmer sowie Hannes Latour & Sebastian Enders ausgiebig mit Konzepten für den städtischen Raum beschäftigt.
In einer offenen Diskussion möchten wir uns näher diesen Projekten widmen, und auch ihre Zukunft für eine Stadt wie Kiel mit Felix Schmuck, Leiter der Abteilung Stadterneuerung und Stadtgestaltung im Stadtplanungsamt Kiel, erläutern.
Anna Ulmer – Holdon
Stadtgebiet
Ein kleiner, runder Tisch an einer Laterne, ein markanter Haken an einem Verkehrsschild, ein niedriger Tisch an einem Fahrradständer – die Designerin Anna Ulmer hat vielseitige Objekte entwickelt, die flexibel an den allgegenwärtigen Stahlrohrpfosten der Stadt mon- tiert werden können.
Die subtilen Interventionen der Serie Holdon verweisen auf potenzielle Transformationen monofunktionaler Überbleibsel der autogerechten Stadt. Im Rahmen von going public - Von öffentlichem Interesse werden die Module über die Stadt verteilt zum Einsatz kommen, auf- tauchen und wieder verschwinden, funktional getestet und spielerisch genutzt. Das Projekt lotet das kreative Potential kleinster Design-Interventionen im städtischen Raum aus und versteht Stadt nicht allein als Infrastruktur, sondern als soziales Geflecht an Interaktionen.
Hannes Latour & Sebastian Enders – alien objects
(Schlossareal Kiel, ein Entwurf)
Für die Ecke Dänische Straße / Jensendamm als Zubringer für den in Transition be- findlichen Schlosskomplex und dem neuen Wohnen im Schloßquartier haben die beiden Industriedesigner ein alien object entworfen, und möchten damit ein Neudenken des Or- tes ermöglichen. Wie kann die Straßenführung und die Nutzung des gesamten Areals in diesen Umstrukturierungsprozessen gemeinschaftlich und bürgerbezogen gedacht wer- den? Wie kann im Zuge dessen eine Steigerung der Lebensqualität implementiert wer- den und Raum für Entwicklungen jenseits der autogerechten Stadt verankert werden?
Unsere Städte sind auf Autos ausgelegt. Andere Formen der (städtischen) Mobilität leiden darunter. Um die Lebensqualität zu sichern, sind neue Mobilitätsideen notwendig. Viele Städte in Europa unternehmen große Anstrengungen, um ihre Stadtlandschaften zu ver- ändern. In Deutschland sind Versuche, Alternativszenarien umzusetzen, nicht durchdacht, stoßen bei den Bürgern auf Ablehnung und scheitern letztlich. Durch die Platzierung von Interventionen im urbanen Kontext wollen Sebastian Enders & Hannes Latour eine Irritation erzeugen, die Ideen inspiriert, die für eine nachhaltige Transformation notwendig sind.
Ziel des Projekts ist es, Städten ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem sie den Wandel anstoßen können. „alien objects“ dienen als Ausgangspunkt, Erkennungspunkt und Funke für Veränderung. Im städtischen Umfeld platziert, gibt die Intervention allen Betei- ligten (Planungsbüros, Stadtverwaltung und insbesondere den Bürgern) Zeit und Raum, den städtischen Raum neu zu erfinden. Diese Objekte dienen als Orientierungspunkte für einen größeren Prozess. Durch sorgfältige Planung, Zusammenarbeit und künstlerischen Ausdruck zielt das Konzept darauf ab, eine urbane Transformation herbeizuführen und dazu beizutragen, die Art und Weise, wie wir urbane Mobilität denken, radikal zu verändern.
Um eine sichere Umgebung zu schaffen, in der transformative Prozesse stattfinden können, reicht eine einfache Blockade nicht aus. Stattdessen müssen wir ein Element einführen, das sowohl unerwartet als auch fremd für die städtische Umgebung ist. Dieses unkonventionel- le Hindernis versperrt die Straße physisch und bietet den nötigen Raum für transformative Maßnahmen. Es stellt die Störung dar, die für neue Ideen erforderlich ist. Das außerirdische Objekt wird zu einem greifbaren Hindernis, das den Status quo in Frage stellt und eine At- mosphäre schafft, in der neue Perspektiven und innovative Konzepte gedeihen können.